2007-10-01

Das war das Mügelner Volksfest

Auf der Website der Stadt Mügeln findet sich eine interessante chronologische Sammlung der Geschichte der Stadt die nicht unerwähnt bleiben soll.
 
Hier sind, kommentarlos, und unter der Überschrift "...eine tausendjährige stellt sich vor" Abschriften aus Orginaldokumenten hinterlegt, die über die Entwicklung der Stadt Aufschluss geben.
 
Nicht das sich hier in der Vergangenheit Besonderes abgespielt hätten - bekannt ist das Nest ja erst seit der rassistischen Hetzjagd im August 2007 - allerdings lohnt es sich immer genau hinzuschauen, wenn sich Heimatvereine um die Darstellung der Geschichte bemühen und wie diese kommentiert wird.

So findet sich hier zwar keine einziger Kommentar oder eine zusammenhängende Erzählung der Stadtgeschichte, allerdings eine Füllle von Meldungen aus dem nationalsozialistischen Mügeln, die von der volksgemeinschaftlichen "Idylle" erzählen.

Besonders bemerkenswert, weil heute im aktuellen Kontext sehr zynisch, ist folgendes Dokument über das Mügelner Volksfest von 1939:

Das war das Mügelner Volksfest

Unser Mügelner Volksfest 1939 liegt nun hinter uns. Wie nach jedem Fest, so zieht man auch zum Volksfest die Bilanz. Ohne zu übertreiben: Man darf wohl mit vollem Recht von einem guten Verlauf dieser Veranstaltung in jeder Hinsicht sprechen.

Die Vorbereitungen sprachen schon an sich dafür, dass alles klappen würde. Und so war es denn auch. Die Organisation war mustergültig, so dass es daran nicht zu rütteln gibt. Hauptausschuss und Unterausschüsse waren mit ganzen und vereinten Kräften am Werke, ihnen zur Seite standen 117 Volksgenossinnen und Volksgenossen, die den Losverkauf und die Tombolagewinn –Ausgabe übernahmen.

Für die Absperrung und den Saaldienst sorgte die Feuerwehr, während das Deutsche Rote Kreuz, Bereitschaft Mügeln, den freiwilligen Hilfsdienst übernommen hatte. All den freiwilligen Helfern, die sich der Veranstaltung zur Verfügung gestellt haben, auch an dieser Stelle herzlichen Dank!
(...)

So feierten wir das Mügelner Volksfest in der echten, alles umspannenden Volksgemeinschaft. Die beiden Tage gaben uns wahre Freude und ließen uns den Alltag einmal kurz vergessen. Aus dieser Festesfreude aber wollen wir von neuem Kraft und Stärke für unser alltägliches Wirken geschöpft haben und die Gewissheit hinnehmen, dass doch ein schöner Sinn in unserem Mügelner Volksfeste liegt, das altes Brauchtum zu neuen Leben erweckte, ein Brauchtum, das in der Heimat wurzelt und das uns nunmehr zu einem feststehenden Begriff geworden ist: Mügelner Volksfest!
(...)

Programmgemäß um 17 Uhr setzte dann das bunte Treiben auf dem Marktplatze ein. Fast ununterbrochen erfreute die Kapelle Grüneberg mit ihren munteren Werken, während die Losverkäuferinnen in Aktion traten. Die Jugend nahm die Gelegenheit des Stangenkletterns wahr, gab es doch dort oben in schwindelnder Höhe recht nette Preise für den mutigen Kletterer zu erhaschen.
Die Erwachsenen aber fanden u. a. auch Kurzweil an den Schießbunden, die immer stark umlagert waren. Riesigen Absatz erzielten aber auch schon am Sonnabendnachmittag die Würstchenbuden und übrigen Verkaufsstände.
(...)

Als Vertreter der Stadt sprach hierauf der Bürgermeister Bg. Albrecht. Er entbot zunächst allen seinen Gruß, der insbesondere den Landsleuten aus der Ferne galt
Einmal im Jahre aber wolle man nach ernster Arbeit auch frohe Stunden begehen. Und das sei der Zweck des Volksfestes, denn gerade ein solcher Tag sei dazu berufen, froh zu sein in der großen Gemeinschaft aller.
Volksfeste werden auch in Zukunft all jährig gefeiert werden. Eine besondere Stellung hierbei wird das kommende Volksfest 1940 einnehmen, das im Zeichen der 10 – Jahres – Feier der NSDAP, Ortsgruppe Mügeln, stehen wird.
(...)

Auf dem Podium des Festplatzes hatte sich inzwischen die HJ. Eingefunden, die mit frohen und heiteren Gesängen aufwartete, wie andererseits der Turnverein mit besonderen Übungen überraschte. Um 19 Uhr – ununterbrochen wogte das fröhliche Treiben weiter – startete im Ratskeller – Saale das berühmte Kakadu – Kabarett.
Brechend voll war der Saal, dessen Balken sich vor Lachen der Besucher bogen, während im Hirsch – Saale nochmals Hölzigs Puppenspiele lustige Aufführungen für die Erwachsenen darboten. Auch hier war ein äußerst starker Zuspruch zu verzeichnen.

Nach Beendigung dieser Aufführungen fanden sich die Tanzlustigen in den Sälen des „Ratskeller“ und „Roter Hirsch“ zu frohen Stunden zusammen.

Offiziell klang das in allen Teilen Wohlgelungene MV mit dem Brillantfeuerwerk, das vor dem Rathaus abgebrannt wurde, den beiden kurzen Ansprachen der Bgg. Weber und Albrecht und dem Gesang der beiden Nationallieder aus.

Mügelner Tagesblatt 03.07.1939