2007-02-13

Wahrheit ohne Vergangenheit - Shoa-Leugner David Irving und Dresden

from: venceremos.antifa.net

Nazi Plakate 2007 am Dresdner Hauptbahnhof gefunden.

Am Dresdner Hauptbahnhof werden pünktlich zum 62. Jahrestag der Bombardierung Dresdens im 2. Weltkrieg die Erinnerungen freigelegt. Im Rahmen der Sanierungsarbeiten am Südausgang wurden Dinge sichtbar, die im „weltoffenen Dresden“ sehr gern verschwiegen werden. Vor noch nicht einmal 17 Jahren wurde der Holocaustleugner und Geschichtsrevisionist David Irving im Dresdner Kulturpalast hofiert. Eingeladen dazu hatte die sogenannte „Deutsch- Europäische Gemeinschaft der Verfolgten Totalitärer Systeme“ und anwesend waren Hunderte Dresdner BürgerInnen im ausverkauften Kulturpalast. Hinter der einladenden „Gemeinschaft der Verfolgten Totalitärer Systeme“ steckte der bundesweit bekannte Neonazi und verurteilte Holocaustleugner Bela Ewald Althans.

Auf den Werbeplakaten, welche im Dresdner Hauptbahnhof auf Grund von Sanierungsarbeiten wieder sichtbar wurden heißt es: „Ausflug in die geschichtliche Wahrheit. David Irving, der in der Welt am meisten gelesene Historiker Grossbritaniens spricht in Dresden, Leipzig und Gera über seine neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse und über die seit 1945 vielfach entstellt dargestellte Zeitgeschichte. Irving trat vor dreissig Jahren mit seinem Buch „Die Zerstörung Dresdens“ ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Seine Bücher werden in allen Kontinenten von den namhaftesten Verlagen veröffentlicht. David Irving wurde in dreissig Jahren nicht ein einziges mal widerlegt.“

Die methodischen Ungereimtheiten von Irvings geschichtswissenschaftlicher Forschung finden ihren Höhepunkt in einer Null. Diese hatte der Neonazi an die Totenzahlen des Bombenangriffs auf Dresden angehängt und die Zahlen damit verzehnfacht. Seine „Untersuchungen“ stützen sich dabei auf den sogenannten „Tagesbefehl 47“ mit welchem das Propagandaministerium des nationalsozialistischen Deutschland die deutschen Opferzahlen in die Höhe treiben wollte. Bereits lange vor seinem Auftritt in Dresden war diese Geschichtsfälschung Irvings öffentlich entlarvt worden. In Österreich wurde Irving bereits vor seinem Auftritt in Dresden, am 08. November 1989 wegen Wiederbetätigung im Sinne des Nationalsozialismus verurteilt.

Wenn es allerdings darum geht den deutschen Opfern zu gedenken, nimmt man es in Dresden üblicherweise nicht so genau. Die Dresdner BürgerInnen im Kulturpalast spendeten standing- ovations. In der damaligen Tageszeitung „Die Union“ (heute: Dresdner Neueste Nachrichten) schrieb Christine Wosnitza einen Artikel, in welchem Irving regelrecht heroisiert wurde. Sie schreibt über den „weltbekannten Autor“: „Irvings Dokumentation wirkte wie ein Fanal. Um so unverständlicher ist es heute, daß dieses ehrliche Buch, das so rückhaltlos mit dem Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung abrechnet, in der DDR bisher verpönt war. Der Grund dafür - so David Irving - lag vor allem bei der Angabe der Totenzahl. (...) Doch nun scheint auch hier die Wende gekommen zu sein.

In den neunziger Jahren wurde Irving auch in anderen Ländern auf Grund seiner Shoa- Leugnung rechtskräftig verurteilt. Er hat Einreiseverbote u.a. in Österreich, der Bundesrepublik, Australien, Italien, Kanada und Südafrika. Im November 2005 wurde er aufgrund eines gegen ihn ausgestellten Haftbefehls in Österreich festgenommen und am 20. Februar 2006 zu drei Jahren Haft verurteilt, von denen er 13 Monate absaß. Nach seiner Abschiebung nach London gab Irving der neonazistischen deutschen National- Zeitung ein Interview, in welchem er feststellte: „Allerdings habe ich während der Haft an meiner Himmler-Biographie und an meiner Autobiographie geschrieben – 4.000 Seiten, mit der Hand versteht sich. Und diese beiden großen Werke werde ich in den kommenden Monaten vollenden.

Inzwischen bestätigte der Dresdner Stadtrat, dass die städtische Historikerkommission ein drittes Jahr zum Thema Totenzahlen recherchieren soll. Die DresdnerInnen werden sich aber mit 25.000-35.000 Toten zufrieden geben müssen. Dem Dresdner Gemüt ist dies scheinbar zu hart, und so genießen die Passanten im Hauptbahnhof noch einige Monate lang die Erinnerung an die "guten alten Zeiten".