In dem in der hippen Neustadt gelegenen „Büro für Kunst“ auf dem Bischofsweg 24 findet vom 26.04. bis 13.05.2006 eine Ausstellung der Künstlergruppe „Poison Idea“ statt.
Name der Ausstellung: Kunstjihad – beworben auf hier dokumentierter Postkarte:
Ein Antwort auf die Frage weshalb eine Ausstellung Kunstjihad genannt wird, findet sich leider nicht. Im Begleittext heisst es nur: „Die Ausstellung ist Bestandteil von (...und jetzt kommts...) „Vokuhila – Fragen der Form“, die Ende Mai in Berlin eröffnet wird.
Über die Gruppe „Poison Idea“ heisst es: „Was Poison Idea macht, weiß man vorher nie – außer dass mit Sicherheit nicht das passiert, was man erwartet.“
Mit Sicherheit ist wohl davon auszugehen, das der Name „Kunstjihad“ nicht aus Spinnerei, sondern ganz bewusst gewählt wurde.
Der Begriff „Jihad“ ist die religiöse Chiffre für die antisemitische Raserei, islamistischer Gruppierungen. Er steht für brutale Selbstmordattentate gegen angebliche „Ungläubige“, „den Westen“, fast immer JüdInnen.
Es kann daher keinen positiv zu verstehenden Rückgriff auf diesen Begriff geben.
Natürlich, würde man versuchen mit den AusstellungsmacherInnen ins Gespräch zu kommen wäre natürlich alles gar nicht so gemeint. Es wäre dann vielleicht von „der grossen Anstrengung“ die Rede, mit der der Begriff „Jihad“ üblicherweise hierzulande übersetzt wird.
Ein Hinweis auf diese Denkweise findet sich im Text zur Ausstellung „Vokuhila“, in deren Rahmen „Kunstjihad“ gezeigt wird: „Die Schau „Vokuhila – Fragen der Form“ ist inhaltlich nicht politisch motiviert, aber versteht sich im Zeitalter zunehmender Fundamentalismen als Plädoyer für Vieldeutigkeit und Spielräume der Interpretation.“ Ergo, man möchte wieder alles sagen dürfen.
Vermutlich würde sich deren Begründung für die Namenswahl dann auch so anhören, wie der Regisseur des Films „Paradise Now“ sich rechtfertigte: „Die Selbstmordanschläge sind eine Folge der Unterdrückung, die zuerst aufhören muss. […] Ich bin gegen die Tötung von Menschen, und ich will das stoppen. Aber ich verurteile die Selbstmordattentäter nicht. Für mich ist das eine sehr menschliche Reaktion auf eine extreme Situation.“