Seit mehreren Jahren lädt die Stadt Dresden ehemalige jüdische Bewohner, die während des Nationalsozialismus geflohen sind oder deportiert wurden und die Shoa überlebt haben zu einem mehrtägigen Besuch nach Dresden ein. Es soll damit ein „Zeichen der Versöhnung“ gesetzt werden und den ehemaligen Verfolgten, wohl auch in Sachen Imagepflege, die Möglichkeit gegeben werden ihre alte „Heimat“ zu besuchen.
Da ein paar alte JüdInnen in Dresden niemanden interessieren, ist die Zeitungsmeldung darüber für gewöhnlich eher kurz und taucht auf den hinteren Seiten des Lokalteiles auf.
Darf man jedoch jemand als ahnungslos und blöde bezeichnen oder gar verdächtigen den Holocaust zu leugnen, der einen Bericht über den Besuch ehemaliger Dresdner JüdInnen wie den folgenden formuliert?
Eine kleine Polemik...Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1927134
Erschienen am 02.09.2008
"Helma Orosz trifft eine Reisegruppe aus der Vergangenheit
Die Oberbürgermeisterin begrüßte gestern jüdische Besucher, die nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder in Dresden waren.
Zu gern hätte Helma Orosz den Gästen ihre Amtskette vorgeführt, doch auf die muss die Oberbürgermeisterin noch warten. Sie vertröstet auf den nächsten Besuch. „Aber der kommt bestimmt“, sagt sie. Für die meisten Teilnehmer der zwölfköpfigen Gruppe ist es die erste Reise nach Dresden, seit sie Deutschland während des Zweiten Weltkrieges verlassen haben. Alle sind jüdischer Konfession, alle haben ihre familiären Wurzeln in der Stadt.
Heute sind ihre Adressen in der ganzen Welt verstreut: in Südamerika, Schweden, Israel oder Bayern. 1994 fand im Rathaus der erste Empfang jüdischer Exilanten statt, mittlerweile ist er Tradition geworden. Auch wenn die Gruppen jedes Jahr kleiner werden – und die Generation der Zeitzeugen älter.
Am Sonntag ist die Delegation angekommen, hat mit der Oberbürgermeisterin gespeist und sich für den nächsten Tag erneut mit ihr verabredet, dieses Mal im offiziellen Rahmen. Es ist ein emotionales Treffen. Erinnerungen werden wach, an Schulen und Straßen, die heute nicht mehr existieren. Der Platz um die Synagoge sei ihm im Gedächtnis geblieben, erzählt Wolfgang Apt, der in Bolivien lebt. Sonst nichts. Dresden habe sich im Laufe der Jahre ein anderes Gesicht aufgesetzt. „Ein schönes“, versichern die Besucher. Bis Donnerstag wollen sie bleiben, durch die Stadt spazieren und ein Konzert in der Semperoper besuchen. Manch einer hat sich außerdem vorgenommen, die eigenen Spuren der Vergangenheit aufzunehmen. (doh)"
Natürlich hat die neue Oberbürgermeisterin keine Reisegruppe aus der „Vergangenheit“ getroffen. Wie hätte das denn ausgesehen? Bei uns! Hätten sie doch, nach der, den Deportationen in die Vernichtungslager vorausgegangenen Verfolgung und Demütigungen wohl kaum das Bild abgegeben was man sich im kleinen, hübschen Dresden von seinen Gästen wünscht. Vielleicht hätte Fr. Orosz auch der gelbe Stern auf der Kleidung irritiert, aber möglicherweise wäre auch das noch als Zeichen für die Bereichung des „weltoffenen Dresdens“ interpretiert wurden.
Aber das ist ja alles Geschichte, genauso wie diese Menschen, die deswegen schon mal extra aus der Vergangenheit anreisen, um Dresden zu besuchen.
Zudem konnte Fr. Orosz Ihre Amtskette* leider nicht vorführen, was natürlich ein absolut wichtiger Punkt ist, der „beim nächsten Besuch“ bestimmt nachgeholt wird. Aber nur dann wenn die, die damals, unter anderem vom nationalsozialistischen Amtsvorgänger der Fr. Orosz, und seinen Kettenhunden aus der Stadt deportiert wurden, dann noch leben, denn die „Zeitzeugen werden ja immer älter“, wobei der Artikel völlig verschweigt was diese denn bezeugen sollen. Entschuldigung, natürlich haben sie damals die Stadt „verlassen“, um nach „Südamerika, Schweden, Israel oder Bayern“ zu gehen und dort vermutlich Urlaub zu machen.
Allerdings scheinen diese Feinheiten des deutschen Geschwätzes über die „Vergangenheit“ weder der Sächsischen Zeitung, noch der „Amtsverweserin“ wichtig, um mit ein paar davon gekommenen Juden Politikfähigkeit in Sachen Geschichte zu demonstrieren.
Wenn die „jedes Jahr kleiner werdenden Gruppen“ der "Besucher aus der Vergangenheit" irgendwann nicht mehr kommen hat Fr. Orosz bestimmt auch ihre Amtskette endlich gefunden.
*Da noch eine Klage gegen ihre Wahl zur Verhandlung steht, ist sie nicht Oberbürgermeisterin und darf deswegen die „Amtskette“ nicht tragen und wird als "Amtsverweserin" bezeichnet.