Eine bizzare Provinzposse treibt das Dresdner Lokalparlament und den anhängenden Politbetrieb anlässlich des Jahrestages des antisemitischen Massenmordes des 11. September 2001 um.
In der Sitzung des Stadtrates am 11. September 2008 beantragte der Abgeordnete des „Nationalen Bündnis`“ Wolfgang Schwarz eine Gedenkminute für die Opfer des „11.September“ abzuhalten und sorgte damit für den, wohl erhofften Skandal.
Die Abgeordneten des "Nationalen Bündnis`" zu Dresden, nebst Maskottchen.
Den, eher tumben, Gestalten des NPD Ablegers im Dresdner Stadtrat kann kaum unterstellt werden besonders viel Emphatie für „tote Amis“ zu empfinden. Vielmehr liegt diesen Leuten und ihren rot-braunen Kombattanten eher nahe gegen „amerikanische Dominanz“ zu agitieren und die längst zur Mehrheitsmeinung avancierten Verschwörungstheorien um „9/11“ bei jeder Gelegenheit wiederzukäuen, um den grünen Faschismus im Zeichen des Koran als „gerechten Widerstand“ zu verklären.
Immerhin finden in Deutschland keine Gedenkveranstaltungen an den 11. September, weder durch deutsche, muslimische und schon gar nicht durch Nazi-Organisationen statt. Unter diesem Eindruck handelt auch die deutsche Presse die Gedenkveranstaltungen in den USA im wesentlichen teilnahmslos ab. Im Dresdner Stadtrat kam jedenfalls bislang niemand, auch nicht die „demokratischen Fraktionen“, auf die Idee eine Gedenkminute anlässlich des 11. September zu beantragen, weil auch diese kein Interesse an „toten Amis“ haben.
Dennoch bewegt sich das allseits zu vernehmende Geraune „über die wahren Hintergründe des 11. September“ unter einem, dem deutschen Gemüt nach, gefühlten Tabu.
Dieses Tabu, das keines ist, weil es dauernd gebrochen, und dies kaum skandalisiert wird darf als wesentlicher Grund angenommen werden, weshalb dem Antrag des „Nationalen Bündnis`“ von einer Mehrheit der Dresdner StadträtInnen zugestimmt wurde.
Immerhin hält man hier, in Dresden, wo das kollektive Bewusstsein wesentlich durch die Erzählungen über den „13. Februar“ geprägt ist, etwas auf sich, wenn es darum geht „Krieg und Gewaltherrschaft“ zu gedenken. Nach dieser Logik wurden schon vor einigen Jahren der Angriff auf die Zwillingstürme mit dem Bombenangriff der Alliierten auf das nationalsozialistische Dresden im zweiten Weltkrieg gleichgesetzt oder, dies wird allerdings eher vom, stets dreckigen, Volksmund vorgetragen, der „11.September“ als späte, aber gerechte Strafe dafür interpretiert.
Die Gedenkminute wurde jedenfalls entsprechend dem, von einer Mehrheit des Stadtrates durchgewunkenen, weil substanzlosen, Antrages abgehalten, wobei die Fraktion der „Grünen“ daraufhin den Saal verließ. Das „Nationale Bündnis“ frohlockte, da zum ersten Mal einem ihrer Anträge zugestimmt wurde, was für die Grünen Anlass zur Skandalisierung, um des Ansehens des "demokratischen Konsens" willens, ist.
Die Linkspartei droht nun dem Landtagsabgeordneten und Stadtrat Ronald Weckesser mit Ausschluss aus der Fraktion, während der lokale CDU Funktionär Michael Kretschmar darauf auf die „Überrumplungstaktik“ der Nazis verwies, den Grünen „parteipolitische Instrumentalisierung“ vorwarf und die Zustimmung zu diesem Antrag nunmehr für einen „Fehler“ hält.
Weiterführende Links zum siebenten Jahrestag des 11. September 2001:
Lizas Welt: "Die Logik der Feinde"
Riotpropaganda: "Remember 9/11"
Nichtidentisches über die kulturindustrielle Verarbeitung: "Michael Moores Fahrenheit 9/11 vs. Flight93"
Comite liberte: "Rembember 9-11 - Remember Ground zero"
plus: One tribute video
2008-09-12
Das Ende der Bescheidenheit
Eingestellt von admin um 9:43 PM