2007-10-24

Geschäfte mit Antisemiten

Lobend erwähnt und anerkennend dokumentiert konnte man in den letzten Tagen eine öffentliche Absage eines liberalen Dresdner Hoteldirektors an zwei NPD Kader in einigen Zeitungen, Blogs und Internetportalen lesen.

Siehe z.B. hier oder hier.

Dies mag vermutlich daran liegen, das dieses Verhalten eher eine Ausnahme ist und er sich explizit politisch aussprach, was er nicht müsste, jedoch in das "moderne Deutschland" passt.

Eine ganz normale braune, sächsische Geschichte fand weniger Aufmerksamkeit.

Das Dresdner "Antifa Recherche Team" sorgte mit einer Pressemitteilung" über eine in Radebeul bei Dresden gelegene Druckerei, die Propaganda für die NPD druckte für Aufsehen:

"Anders als bei ihrer Parteizeitung "Deutsche Stimme" stützt sich die NPD bei der Herstellung ihres umfangreichen Propagandamaterials dabei auf inländische Druckereien. Egal ob Flugblätter, Flyer, Faltblätter oder Aufkleber immer wieder kann sie sich dabei auch auf Lößnitz-Druck in Radebeul verlassen. Es wäre nicht überraschend, wenn auch die Schülerzeitung "perplex" hier gedruckt worden ist. Diese Druckerei kann ohne Umschweife als Hausdruckerei der NPD bezeichnet werden. Lößnitz-Druck ist nicht nur direkt an der Produktion neonazistischen Propagandamaterials beteiligt, sondern trägt damit auch für die massenhafte Verbreitung dieses Gedankengutes Mitverantwortung."
Nach dieser Veröffentlichung und weil sein kleines braunes Geheimnis herausgekommen war hat der Druckereibetreiber die Aufträge der NPD gekündigt.

Gleichzeitig versendete er eine E-Mail an seine Referenzkunden, wie z.B. die Frauenkirchengemeinde. Darin wehrte er sich gegen einzelne Formulierungen, polterte herum und verbreitete Verschwörungstheorien.

Die Radebeuler Ausgabe der Sächsischen Zeitung schrieb hierzu:

Zetzsche rechtfertigt sich mit Argumenten des vermeintlichen Aufrufs, denen zufolge Steuergelder für die Druckereien im Land bleiben sollten. Hier könnten die Aufträge auch besser kontrolliert werden.

„Wenn es die Regierung nicht schafft, diese Partei zu verbieten, dann können doch nicht einzelne Dienstleister bestraft werden“, sagt er. Mit dem Verzicht auf künftige Aufträge der NPD hätten die Wogen etwas geglättet werden können, gäbe es da nicht diese Erklärung.
(...)

In einer ersten Version dieses Dokuments, das unter anderem das Radebeuler Rathaus und die Dresdner Frauenkirche erhielten, begründete Zetzsche die Zusammenarbeit mit der NPD mit einer Bitte „aus den Reihen der Sächsischen Staatsregierung“. Außerdem verwies er darauf, dass auch andere Druckereien Aufträge der NPD angenommen hätten und nannte dabei das Druckhaus des SPD-Mannes Nolle.
„Ein bedauerlicher Irrtum“, sagt Zetzsche inzwischen, der diese Aussagen nicht beweisen kann. Das Schreiben hätte so nie rausgehen sollen und sei nur ein Entwurf seines Anwalts gewesen. Andere Kunden erhielten eine korrigierte Version. Doch der Ärger war da.
(...)

Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos), der selbst für die Stadt Aufträge an Lößnitz-Druck vergibt, sagte gestern nach einer Aussprache mit Zetzsche: „Ich hoffe, dass Herr Zetzsche seine Lehren aus dieser Sache ziehen wird. Am Ende muss sich jeder selbst mit dem rechten Gedankengut auseinander setzen und seine Position dazu finden.“ Vorerst werde die Stadt weiter Aufträge an Lößnitz-Druck vergeben.