2007-04-15

Der Antisemitismus der antikapitalistischen Revolte

Anbei mal der Ankündigungstext für eine Veranstaltung der Antifa Hamburg und Cafe Critique mit Stephan Grigat der sich kritisch mit der Anti Globalisierungsbewegung auseinandersetzt, da hier eine inhaltliche Untersetzung für "Anti G8? - Ich bleib zu Hause!" verlangt wurde.

Ein kritischer Blick auf die Anti-Globalisierungsbewegung:

In der Analyse der Kapitalverhältnisse gib es keine Pluralität an Gefühlsregungen, die Dinge so der oder so zu verstehen. Kapitalismus ist absoluter Zwang, und die Verdinglichung der Subjekte nicht der böse Wille der viel zitierten “Bonzen”.

Die Losung den Kapitalismus abschaffen zu wollen, bedarf einer fundierten Kritik, die ihre Trennschärfe nur durch ihren Blick auf die Gesamtheit der Verhältnisse entfaltet. Zwischen lokalen Handwerksbetrieben, der Deutschen Bank und DaimlerChrysler bestehen nur auf den ersten Blick wesentliche Unterschiede. Alle folgen dem gleichen Prinzip, der kapitalistischen Wertschöpfung, sie unterscheiden sich lediglich in ihrem wirtschaftlichen Erfolg und den dadurch resultierenden Einflussmöglichkeiten. Eine auf die big players beschränkte Kritik des Kapitalismus geht an der Totalität der gesellschaftlichen Verhältnisse vorbei und verschleiert diese vielmehr noch, indem sie einen konkreten Sündenbock präsentiert, der auch als Gegenstand für die Gewalt der antikapitalistischen Revolte taugt.

Das Wesen des Kapitalismus als abstraktes und totales gesellschaftliches Verhältnis wird hinter der falschen Konkretisierung verborgen und damit auch einer grundsätzlichen, radikalen Kritik entzogen. Mit der Personalisierung kapitalistischer Vergesellschaftung, wie sie all zu gerne von den Leuten der Antiglobalisiserung betrieben wird, wird zudem die Struktur des modernen Antisemitismus geschaffen: Wert, Geld und Handel als abstrakte, heimatlose und ausbeuterische Formen werden bestimmten Personen zugeschrieben: Bankiers, Bonzen, Kapitalisten. Der Schritt zur Konkretisierung des Antisemitismus, zum Juden, ist dann nur ein kleiner, den die meisten Globalisierungskritiker bisher nicht vollziehen. Aber die Assoziation liegt aufgrund der seit dem Mittelalter tradierten Vorurteile, der Jude sei ein heimatloser Krämer, Wucherer und Ausbeuter, so offen auf der Hand, dass sie vielfach nicht ausgesprochen werden muss. Die Nationalsozialisten taten es und begründeten mit dem Kampf gegen das „raffende“ jüdische Kapital die Ermordung von sechs Millionen Menschen in einem industriell organisierten Verfahren. Vom Standpunkt einer falschen Kapitalismuskritik, die bei der Kritik der abstrakten Seite kapitalistischer Wertschöpfung stehen bleibt und diese in Gestalt von Banken, Kapitalisten, Großkonzernen – in dieser Denkart also die Juden – angreift, ist dies nur folgerichtig.

Die antikapitalistische Revolte gegen die abgespaltene abstrakte Seite kapitalistischer Wertschöpfung ist damit strukturell antisemitisch. Das Pogrom ist bereits angelegt. So deprimierend es auch sein mag, antikapitalistische Kritik muss stets auf das Ganze zielen und die Totalität der gesellschaftlichen Verhältnisse im Blick behalten. In diesen sind Kapitalisten nichts anderes als eine andere Form der Arbeiter, nicht besser, nicht schlechter. Natürlich soll die Existenz von Klassen und die ihnen immanenten Herrschaftsverhältnisse damit nicht negiert werden, nur tragen sie alle gemeinsam zum Fortbestehen des Systems bei. Jede und jeder ist, unabhängig vom Einkommen und den wirtschaftlichen Verhältnissen in denen er oder sie lebt, lediglich ein Rädchen im Getriebe. Es gibt kein Entkommen: nicht durch den Einkauf bei einer lokalen Kooperative statt bei H&M, nicht durch autonome Suppenküchen anstelle von McDonald’s. Mit diesem Themenfeld Anti-G8 Mobilisierung und Antisemitismus wird sich unserer Gast-Referent Stephan Grigat vom CafeCritique Wien, schwerpunktmäßig beschäftigen.

Es ist unser Anliegen, mit dieser Veranstaltung und dem in diesem Kontext vorzustellenden Reader „Why your revolution is no liberation?!“ dem vielfach propagierten Praxisdiktat bei einem „Großevent „zu widerstehen und an den Beginn einer viel zitierten gesellschaftlichen Veränderung das Primat des geistigen Begreifen zusetzten. Diese Veranstaltung ist der Auftakt einer bundesweiten Vortrags- und Diskursreihe, deren gemeinsamer roter Faden in der kritischen Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Anti-G8-Bewegung liegt.

Dienstag den 24.04.2007 / 19.00 Uhr / Universität Hamburg / Von-Melle-Park 6 / Philturm / Hörsaal E

2007-04-13

Doitsche Pfaffen gegen Israel (2)

Nachdem Anfang März der katholische "Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz" bei seiner Israelreise durch extrem antizionistische und antisemitische Sprüche aufgefallen war legen nun die evangelischen Bischöfe nach, wie in einer Auseinandersetzung zwischen der Redaktion von n-tv.de und der "Evangelischen Kirche in Deutschland" (EKD) dokumentiert ist.


Der Rat der EKD machte sich zu Ostern ebenfalls zu einer Reise nach Israel auf.
Der in Israel lebende Journalist und n-tv Korrespondent Ulrich W. Sahm
beschäftigte sich vor Beginn der Reise des EKD Reise mit einem Text der EKD.
In dem Text der EKD werden unter dem Titel "
Keiner kann sich die Hände in Unschlud waschen" antisemitische Legenden über den Tod Jesu kolportiert.

Zitat aus Sahm`s Kritik:

"Weiter analysiert die EKD die "Schuldigen". Neben den Einzelpersonen Judas und Pilatus werden da auch "die Juden" aufgezählt und später das "aufgehetzte Volk" oder der "aufgestachelte Zorn des Volkes". Längst haben Wissenschaftler herausgefunden, dass im Hof des Pontius Pilatus nicht das ganze Volk der Juden versammelt war und geschrieen hat "kreuzigt ihn". Es waren bestenfalls ein paar dutzend jüdische Kollaborateure mit Vertretern der Hohepriester. Sie gehörten wohl nicht zu jenen "unbeugsamen" Juden - in der christlich-antijüdischen Literatur auch als "halsstarrig" verunglimpft - die "religiös begründeten Widerstand" leisteten. Das klingt wie jene, die sich mit einem "Allah u-akbar" auf den Lippen in der Menge sprengen. Heute nennt man das auch "Missbrauch der Religion für politische Zwecke".

Nunmehr haben neue Erkenntnisse über einen Vorfall auf einer Pressekonferenz des EKD Rates zur Fortsetzung der Diskussion geführt. Der EKD hatte auf dieser Pressekonferenz eine Landkarte verteilt auf der zwar Jordanien, Syrien, Sinai (Ägypten), die "West Bank" und der "Gaza-Streifen" benannt wurden, jedoch nicht Israel.
Hierzu Ulrich W. Sahm in seiner Antwort auf die Kritik an der angeblich "tendenziösen" Berichterstattung, durch einen Vertreter der EKD:

"Es gehört zu unserer Journalistenpflicht, derartiges zu vermelden und betrachten das nicht als 'tendenziöse Berichterstattung'. Allerdings war es ebenso unsere journalistische Pflicht, die Entschuldigung von Bischof Wolfgang Huber zu veröffentlichen. Gleiches gilt für die Landkarte ohne den Namen 'Israel'. Der EKD sollte bekannt sein, dass das Fehlen von 'Israel' auf arabischen Landkarten, in palästinensischen Schulbüchern, auf Internetseiten der Weltbank und einst sogar auf Karten der Lufthansa regelmäßig zu weltweiten Schlagzeilen führt und keineswegs nur bei Israelis Empörung hervorruft."

Der EKD stellt sich dumm. Leider ist der urspüngliche Artikel zur Zeit nicht vollständig veröffentlicht.
Auszugsweise heisst es jedoch:

"Auf Anfrage sagte der überraschte Pressesprecher der EKD, Christof Vetter, 'dass doch die Grenzen Israels in der Landkarte eingezeichnet' seien. Jedoch erneut danach befragt, wieso denn der Name des Staates Israel fehle, während die Namen der Nachbarländer mit fetten Buchstaben abgebildet seien, erklärte Vetter: 'Möglicherweise ist der Name Israels bei Fotokopieren der Karte herausgefallen.'

2007-04-06

If the freaks are united

Heute schon mal an den Stand der Menschenrechte gedacht?
Nein? Dann gehören Sie eventuell auch zu den Außerirdischen, Illuminaten oder Finanzmagnaten die uns diese elementaren Rechte verweigern? Vielleicht gehören Sie aber auch zu Machtelite der "so genannten BRD"? Die BRD gibt es nämlich gar nicht. Genauso wenig wie eine Verfassung. Und überhaupt handelt es sich bei dem verhandelten Gegenstand nur um eine schnöde "GmbH".

Vielleicht haben Sie schon mal etwas von den "Reichsbürgern" gehört. Diese, sehr heterogene deutsche Untergrund-, ja Widerstandsbewegung kämpft für die Menschenrechte und gegen die "so genannte BRD", die illegitim sei, da das letzte deutsche Reich "nie aufgehört hat zu existieren."

Sie kämpft also für Sie, ja genau Sie liebeR LeserIn.


Wie sie das machen? Sie lehnen die Angehörigkeit zu eben jener "BRD" ab, gründen gelegentlich "Reichsregierungen" und basteln sich z.B. Phantasieausweise. Zudem gehen Sie gegen die "Unterdrückung der Menschenrechte" durch die Außerirdischen, Illuminaten oder Finanzmagnaten vor, in dem sie bunte Zettel an Denkmäler deutscher Patriarchen und Türen deutscher Kirchen kleben.

Am Karfreitag fand (k)eine Demonstration, eben jener besonderen Variante des politischen Wahnsinns, vor der Frauenkirche in Dresden statt.
Doch sehen Sie selbst.

Happy Easter!