Nach dem es Ende Mai 2006 bei einer antifaschistischen Demonstration im ostdeutschen Wernigerode zu gewaltätigen Übergriffen auf Antifas kam, die israelsolidarische Parolen riefen, veröffentlichte die Leipziger Antifa im Kontext einer notwendigen Israelsolidarität dankbarerweise ein Thesenpapier über die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit innerhalb der antifaschistischen Szene.
In diesem Kontext sind zwei weitere Auseinandersetzungen bemerkenswert, die sich im Rahmen politischer Aktionen in Dresden in 2006 ereigneten und die Notwendigkeit der Formulierung solcher Standards erneut bestätigen.
In Vorbereitung der alljährlichen Demonstration zum Jahrestag der Ermordung des Mosambikaners Jorge Gomondai durch Neo-Nazis im April 1991 kam es erneut zu Diskussionen mit dem bisherigen Veranstalter der Demonstration, dem Ausländerrat e.V.
Eine gemeinsame Demonstration kam letztlich nur zu Stande, da der Forderung des Vorsitzenden des Ausländerrates Nabil Yacoub Rechnung getragen wurde und keine „Fahnen von Nationalstaaten“ wie es so unschön heißt mitgeführt werden sollten.
Gemeint war natürlich das Zeigen der Flagge Israels.
So hieß es damals: „Die jeweiligen VeranstalterInnen eint der Kampf gegen Rassismus und die rassistischen Zustände in der Stadt Dresden. Die Herangehensweisen mögen unterschiedlich sein, schliessen aber ein gemeinsames Handeln nicht aus. Nach der diesjährigen Demonstration sollten politische Konfliktlinien, die sich über die Jahre ausgeprägt haben, das Thema von Diskussionen werden. Für die Demonstration des Ausländerrat gibt es für dieses Jahr die gemeinsame Einigung, keine Nationalfahnen zu zeigen.“
Ein weiterer Fall ereignete sich auf der Antifa - Demo gegen das „Deutsche Stimme“ Pressefest der NPD im August 2006.
Dort wurde aufgrund Forderungen antizionistischer DemoteilnehmerInnen ein Transparant mit der Losung: „Solidarität mit Israel“ vom Lauti entfernt.
Auf den Text der Leipziger Antifa ist in Dresden nunmehr ein dämlicher Antwortbrief erschienen, der dem geneigten Publikum zumindest auszugsweise nicht vorenthalten werden soll.
Passend hierzu wurde in der Dresdner Neustadt ein übler antizionistischer Lappen verklebt.
Das es sich hierbei um ein norwegisches Plakat handelt, das für eine Demonstration in der Vergangenheit wirbt zeigt das es den UrheberInnen offenbar nur um die Verbreitung antisemitischer Propaganda geht.
In einem ähnlichen Tenor äußern sich die VerfasserInnen des Antwortbiefes:
„Jedoch werden diese Vorfälle von den 24 unterzeichneten Gruppierungen missbraucht, um generell eine einseitige israelsolidarische Haltung der Linken einzufordern, mit der Drohung eines Boykottes von Demonstrationen, was einer Spaltung der Linken gleich kommt. (...)
Wahrscheinlich geht es den Antideutschen nicht wirklich um den Nahostkonflikt, sondern um Positionsbestimmung, Identitätsschaffung und den Versuch in der Linken richtungsweisend zu agieren, es geht um Macht und Einfluss innerhalb der Linken. Wenn das nicht gestoppt wird, wird es in ein paar Jahren ein Art politbürokratische Elite innerhalb der Linken geben. Theoretische befehlende Elite und ausführende Bauern.“
Fragt sich um was es sonst gehen soll als Positionsbestimmung und richtungsweisendes Agieren, wenn ein Minimum politischer Standards definiert wird, um wenigstens mit den bisher verbreiteten antizionistischen Ideologemen aufzuräumen.
Obwohl im Text der Leipziger Antifa das Gegenteil steht, ist der linksdeutsche Michel traurig, geplagt von Mißbrauchsängsten und halluziniert von der Politelite, die spaltet und die ebenso halluzinierte linke Einheitsfront zerstören sowie aufrechte Deutsche zu Bauern degradieren möchte.
Welch Graus, haben sie sich doch um eine so differenzierte Kritik bemüht und trotzdem:
„Kritik an Israel wird sofort mit inakzeptablen Übergriffen in einen Topf geworfen und/oder als antisemitisch, antizionistisch abgestempelt.“
Was zweifelsohne völlig berechtigt ist, wenn sich die so genannte „Kritik“ auf antizionistische Propaganda, wie z.B. bei obigen Plakat beschränkt. Bleibt zu hoffen das vergleichbares in Zukunft auch seinen berechtigten Platz findet z.B. in den unbekömmlichen Töpfen der nächsten „Volksküche“ oder besser der nächsten Mülltonne.
Ein schönes neues Jahr 2007!