2008-08-14

"Mügeln ist überall – Antifa"

So steht es an seit einiger Zeit an eine Dresdner Hauswand geschrieben. Obwohl den AutorInnen sicherlich nichts Böses unterstellt werden kann, so lädt das Graffiti doch zu suggestiven Überlegungen ein.
Ein Jahr nach der rassistischen Hetzjagd bemüht man sich in dem sächsischen Zonennest um Beruhigung und möchte am liebsten vergessen.
Das jährliche Stadtfest wird natürlich wieder stattfinden und der immer noch im Amt befindliche Bürgermeister Deuse lässt folgendes verlauten:

„Wir haben uns Gedanken gemacht, dass für Sicherheit gesorgt wird“, sagte Bürgermeister Gotthard Deuse (FDP) im Vorfeld. Konkrete Angaben wollte er nicht machen.
Er sei sich „sicher“, dass es ein friedliches Fest gebe.“
Dafür sind auch die damaligen Täter noch einmal ganz gut weggekommen. So wurde die Haftstrafe für einen der hauptsächlich beteiligten Schläger im Juli in eine Bewährungsstrafe umgewandelt. Vornehmlich wohl aus sozialen Gründen.

So wird aus dem Berufungsprozess die typische Loserkarriere ostdeutscher Racketangehöriger wiedergekäut:
„Frank D. erzählt mit tiefer, fester Stimme seinen Werdegang: Hauptschulabschluss, Bäckerlehre, Arbeit auf Montage, demnächst lässt er sich zum Lkw-Fahrer weiterbilden. Er hat eine Wohnung, ist nicht vorbestraft. „Mit der Geschichte finden sie keinen Job“, sagt er.“
Doch ist Mügeln überall? Und ist Mügeln überall Antifa?
Mügeln ist immerhin zum Synonym für die vornehmlich ostdeutsche rassistische Straßengewalt geworden, wie früher Rostock oder Hoyerswerda, wobei die Namen der Orte völlig austauschbar sind und die Symbolwerdung eher wohl vom medialen, aber sonst folgenlosen Interesse abhängt.

In Dresden bewältigt man dies anders, damit auch ja keiner sagen kann „Dresden“ wäre wie „Mügeln“, denn wo Mügeln ist auch überall „Antifa“, jedenfalls deren bürgerliche Variante die sich um das Ansehen „Sachsens“ sorgt.
Nach den Übergriffen auf Dönerläden nach dem EM-Halbfinale wurde nicht geleugnet und beschönigt, sondern öffentliche Personen bekannten und entschuldigen sich und forderten, wie so oft eine intensivere Auseinandersetzung mit dem „Rechtsextremismus“ in Sachsen.

Doch selbst die örtliche Polizei musste einige Tage nach den Ereignissen eingestehen und dringlich fordern, das sich, von den damals gut gefüllten Strassen, mehr Zeugen melden sollten und setzte danach eine Sonderkommission zur Ermittlung der Täter ein.
Der oberste Dienstherr der sächsischen Polizei, Innenminister Buttolo, wollte so was kaum glauben und hielt in der Landtagsdebatte zum Thema: „Weltoffenes und tolerantes Sachsen - Gegen Hass und Gewalt
sein Händchen über die braven sächsischen Bürger:
„Gewalt und Ausländerhass sind in Sachsen weder Kultur noch mehrheitsfähig.“ Allerdings gelinge es „Chaoten“ immer wieder, den Ruf des Freistaates zu beschmutzen. Die übergroße Mehrzahl der Sachsen haben nicht einmal im Ansatz etwas mit Gewalt und Fremdenfeindlichkeit zu tun.“


Wie oft die „übergroße Mehrzahl der Sachsen“ mittlerweile zuschlägt zeigte sich die letzten Tage in Dresden: Offenbar nach einem rassistischen Angriff auf ein Mädchen, mit vietnamesischen Eltern, zündeten, so wird bislang vermutet, die Täter wenig später das Geschäft der Eltern im Dresdner Stadtteil Strießen an. Zuvor drohten sie noch die Familie „platt zu machen“. Das Geschäft der Familie ist damit komplett zerstört wurden.
In der gleichen Nacht überfielen vier jugendliche Täter einen Syrer und einen Libanesen und schlugen diese brutal zusammen.
Das Motiv der Täter ist laut Polizeimeldung unklar...

Dabei sind wir doch in Sachsen.