2006-04-14

Mythos Dresden?

Eine Ausstellung im Rahmen der "800 Jahre" Jubelfeiern ist seit 8.April 2006 im Dresdner "Hygiene Museum" zu sehen.
Motto und Thema der Ausstellung ist der "Mythos Dresden" - dies hört sich so bedrohlich an, wie es auch ist.
Die AusstellungsmacherInnen fragen (nicht ganz unberechtigt): "Eine Stadt wie jede andere? Oder doch ein bißchen anders?"

Weiter ist im Begleitflyer zu lesen:

"Zwei Motive kehren immer wieder, wenn man über Dresden spricht: Die prunkvolle, kunstsinnige Stadt des Barock und ihre Zerstörung am 13. Februar 1945. Zwischen diesen Extremen entfaltet die Ausstellung die vielfältigen Aspekte des Mythos Dresden, aus dem die Stadt bis heute ihre Identität und die Kraft zur Erneuerung bezieht. Denn hier sind nicht nur Rückwärtsgewandheit und Selbstgefälligkeit zuhause, sondern auch Beharrungsvermögen, Kreativität und Erfindergeist, die immer wieder auch Zeitgenössisches und Experimentelles hervorbringen."

Nun, trotz des zu erwartenden schlechten Nachgeschmackes lohnte sich ein Besuch.

Der angebliche Mythos der sich um diese Stadt rankt, soll mit der Ausstellung beschrieben werden.

Gegliedert ist die Ausstellung in fünf Teile:
"Luftschlösser" - hier geht es um städtebauliche Ideen, der letzten Jahrhunderte, die nicht umgesetzt wurden.
Besonders bemerkenswert ist, das die Nazis in Dresden, um das ebenfalls zu dieser Zeit errichtete Hygienemuseum einen riesigen Aufmarschplatz nebst einer 40m hohen Kongresshalle für ihre Propagandaschauen planten. Das heutige Hygienemuseum sollte sich zu dem zentralen "Rassemuseum" entwickeln. Die Gesamtanlage würde dann als "Adolf-Hitler-Platz" bezeichnet werden. Nun, dies wurde nie realisiert. Stattdessen hies der Platz vor der Semperoper (Ja, die aus der Radeberger-Bier-Werbung) dann bis 1945 "Adolf-Hitler-Platz".

Teil2 beschäftigt sich mit dem "Dionysischen Dresden".
Gemeint ist damit das feudale Barockzeitalter, während dem die bekannte Silhoutte entstand, die die DresdnerInnen so sehr lieben, sowie wie die ganzen berühmten Kunstschätze in der Stadt angehäuft wurden.


Im dritten Teil beschäftigt sich die Ausstellung mit dem "Musenort" Dresden. Gemeint ist Dresden als, angeblich international bedeutender Ort der Kunst und Kultur, dessen Tradition natürlich fortgesetzt wird.


Nahezu unvermeidlich und auch entsprechend nervig ist Teil vier, der mit "Apokalypse" überschrieben ist.

Es geht, um eines der Lieblingsthemen der DresdnerInnen: den 13. Februar 1945.
Nun, es ist nicht unbedingt schlecht... nur bleibt dieses eklige Gefühl im Bauch, wenn sich, vor einem Film der bombardierten Stadt, eine Traube rührseliger RenterInnen bildet und diese anfangen sich ihren dämmlichen Storys zu erzählen.
Genauso verlogen wirkt die gleichzeitige Behandlung der Verfolgung der Dresdner JüdInnen durch die Nazis gefolgt von den Bildern der DDR-Oppositionsbewegung, die sich in den 80er immer vor der Ruine der Frauenkirche getroffen hat.

Gleichzeitig erfolgt der Brückenschlag in die Gegenwart, wo über die Auseinandersetzungen im Rahmen der letzten Jahrestage berichtet wird und natürlich die "Gedenk- resp. Trauerveranstaltungen" zu Demonstrationen gegen "Rechtsextremismus" d.h. die offen revanchistischen Bemühungen umgelogen werden.


Der fünfte und letzte Teil ist mit "Metamorphosen" überschrieben und beschreibt die "Erfolgsstory" Dresdens beginnend mit den Protesten gegen das DDR-Regime, der Wende und der Entwicklung Dresdens bis heute.


Am Schluss sind mittels Ton- und Videoinstallation "Stimmen zu Dresden", vom Intellektuellen bis zum Streetproll zu hören.

Was bleibt? Na klar: Alles super in Dresden! "Mir sei spitze!"

Igitt....


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