2007-11-27

Besinnliches zum Advent #1

"Diese Arschstadt entpuppt sich als genauso verschissenes Volldeppen-Scheißnazidrecksnest, wie ich es von dieser verdammten Scheißzone nie glauben wollte, aber in meinen wüstesten Angstvorstellungen immer imaginiert hatte."
Peter Hein, Fehlfarben, über Magdeburg in "Geht So - Wegbeschreibungen"

2007-11-16

2.625 EURO für einmal Hetzjagd

Wie FOCUS und Stern melden sind die Ermittlungen zum Fall teilweise abgeschlossen wurden.
Ein 22 jähriger Täter muss sich wegen Volksverhetzung verantworten und wurde zu einer Geldbusse von 2.625 EUR verurteilt:

"Wie die Staatsanwaltschaft Leipzig am Dienstag mitteilte, muss der aus Mügeln stammende Mann eine Geldbuße von 2625 Euro zahlen. Den Angaben zufolge hatte er in der Nacht zum 19. August vor der Pizzeria, in die die Inder bei den Auseinandersetzungen vor ihren Verfolgern geflüchtet waren, ausländerfeindliche Parolen gerufen.

Knapp drei Monate nach den fremdenfeindlichen Ausschreitungen im sächsischen Mügeln hat die Staatsanwaltschaft Leipzig damit einen wesentlichen Teil der Ermittlungen abgeschlossen. Noch ist der Strafbefehl aber nicht rechtskräftig. Den Ermittlungen zufolge gehörte der nicht vorbestrafte Mann zu dem Mob, der nach einem Stadtfest acht Inder verfolgte und dabei ausländerfeindliche Parolen rief. Bei den Ausschreitungen wurden 14 Menschen verletzt, darunter alle Inder und zwei Polizisten.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun noch gegen jeweils vier Deutsche und Inder wegen Körperverletzung. Gegen zwei weitere Deutsche im Alter von 18 und 23 Jahren wurde bereits Anklage wegen Volksverhetzung und Sachbeschädigung erhoben. Ein 35-Jähriger muss eine Geldstrafe von 1500 Euro wegen Rufens ausländerfeindlicher Parolen zahlen.

Gegen weitere acht Tatverdächtige wird laut Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung ermittelt. Dabei gehe es um die gewalttätigen Auseinandersetzungen vor dem Festzelt. Die Verfahren gegen vier Inder und vier Deutsche seien noch nicht abgeschlossen, sagte der Sprecher.
"
Unterdessen geht die Debatte im CEE IEH zum Verhältnis der Antifa vs. Staatsantifaschismus weiter. Die Replik auf den bisher erschienenen Text "Das Problem heisst Deutschland" stellt dabei jedoch recht fragwürdige Thesen auf. 
Siehe: "... die Lösung sind Wir?!"

2007-11-10

„We just want jews to be perfected“

Gegen die “braune Eva” (Herrmann) ist die konservative amerikanische Journalistin Ann Coulter laut der cyberweiber harmlos. Während Hermann sich im inszenierten „Skandal“ bzw. Pseudoereignis (siehe „Hallo Pseudoereignis, Fresse halten.“ via unkultur) wohlfühlen durfte, und letztlich persönlichen Mehrwert abschöpfte, ist die Ann Coulter, die gelegentlich als „Feminazi“ bezeichnet wird offenbar ein politisches Dauerärgernis in den USA.

So gab sie bereits öffentlich ihr Bedauern darüber zu Protokoll das der Oklahoma Attentäter Timothy McVeigh nicht zum Verlagsgebäude der New York Times gegangen sei. Zudem warf sie Witwen von 9/11-Opfern „Geschäftemacherei“ vor. Darüber hinaus wünschte sie sich bereits der demokratische Präsidentschaftskandidat John Edwards möge in die Hände von Terroristen fallen, nachdem sie ihn bereits als „gay“ bezeichnet hatte.

Zu letzt fiel sie in einer TV- Show durch antisemitische Aussagen auf, in der sie sich etwa wünschte alle Menschen sollten Christen werden und vor allem „die Juden“ sollten dadurch „vervollkommnet“ (perfected) werden.

Im Gegensatz zu den USA ist die politische Kritik und Satire in Deutschland offenbar stark unterentwickelt oder beschränkt sich meist auf ein Niveau zwischen Eulenspiegel und Aschermittwochssitzung.
Die Nutzung des Web für die Verbreitung politischer Kritik dagegen scheint, subjektiv, in den USA weiter verbreitetet zu sein, wie etwa barelypolitical.com zeigt.

Dort ist etwa folgendes Video erschienen welches die Aussagen Coulters auf die Schippe nimmt.




Um noch eins draufzusetzen sei noch folgendes „Support our troops“ Video empfohlen
„I like a boy (who defend the U.S.)"


2007-11-04

"Freiräume" in Dresden

Dresden sucht Räume... Genauer gesagt kämpf(t)en schon gänzlich unterschiedliche Gruppierungen um so genannte städtische Freiräume bzw. Freiflächen und gegen deren Bedrohung.
Die Bedrohung kommt, wie das so ist, von aussen und wird als gänzlich grässlich, böse, und verschwörerisch dargestellt. Personifiziert wird die Bedrohung in „westdeutschen Investoren“ oder „arroganter Architektur“. Natürlich sind hier bestimmte Adaptionen klassischer antisemitischer Stereotype den Protestlern nicht fremd.




Wird das Ganze noch mit der Dresden spezifischen Variante des Lokalpatriotismus und des Heimatschutzes verknüpft, der sich vor allem im Bezug auf die Vergangenheit, die Zerstörung und den Wiederaufbau aggressiv auflädt ist es nötig genau hinzusehen.

Seit etwa zwei Jahren lieferten sich Besetzer eine brachliegenden Freifläche in der Dresdner Neustadt eine Auseinandersetzung mit der Stadtverwaltung und dem „westdeutschen Investor“ um einen Platz auf dem ein Wohngebäude mit Tiefgarage, Supermarkt und Kita gebaut werden soll.
Die VertreterInnen dieser durchaus als „alternativ“ und „politisch links“ wahrgenommenen Variante der reaktionären Schollenverteidigung brachte nach der Räumung der Fläche Ende Oktober folgenden Müll zu Papier:

Die Oase ist geräumt. Jahrelanger Kampf, intelligent und kreativ von einer aufgeklärten Neustädter Bürgerschaft vorgetragen, haben die "Götter" nicht für den Erhalt der Freifläche gewogen gestimmt. Bei näherem Hinschauen müssen alle am "Kampf" Beteiligten erkennen, dass dem Moloch "Kapitalverwertung" kein Kraut gewachsen war. Die Freifläche Kamenzer Straße 24-26 wird als Außenposten eines Immobilienimperiums zum Zwecke der Kapitalrentierlichkeit zubetoniert. Das hat in Dresden und auch anderorts gute Tradition. Der unlängst stattgefundene Totalverkauf kommunalen Wohneigentums an ein Hegdefond fügt sich da nahtlos in den "modernen" gewissen- und gedankenlosen Vermarktungswahn ein.
Während in dieser Auseinandersetzung die BesetzerInnen nunmehr glücklicherweise die Bühne verlassen haben, hat eine ganz ähnliche Auseinandersetzung um eine andere Freifläche an Fahrt aufgenommen.

Nach dem die Dresdner Frauenkirche 2005 rekonstruiert wurde begann der „Wiederaufbau“ des „historischen Neumarktes“ rund um das Bauwerk. Hier, wo das bürgerliche Dresden sein „Herz“ sieht, entsteht eine Art historisches, jedoch deutsches, Disneyland welches sich vor allem daran orientieren soll den Zustand vor der Bombardierung 1945 wieder herzustellen.

Der geplante Bau eines neuen Gewandhauses an diesem Platz, welches eben nicht den „historischen“ Vorgaben folgt, sondern sich an moderner Architektur orientiert erzürnt die Gemüter des Dresdner Bürgertums wie sonst nur der geplante Bau der „Waldschlösschenbrücke“ die wiederum angeblich das „Weltkulturerbe“ bedroht.
Siehe "...wie bei den Taliban"


Die Dresdner FDP hat nun eine Unterschriftensammlung, mit dem Ziel eines Bürgerbegehrens gestartet, welches einen Neubau eines modernen gegenüber der Frauenkirche verhindern soll, nachdem die SPD Fraktion mit einem Antrag hierzu im Stadtrat gescheitert war.

Das absurde Provinzschauspiel entsteht dadurch das zwar tatsächlich bis Ende des 18. Jahrhunderts an dieser Stelle ein Gebäude stand, dies jedoch nicht als das historische Vorbild zu gelten habe, da man den Zustand wie vor 1945 wiederherstellen möchte.

Während also die SPD fragen wollte, ob die BürgerInnen für eine „zeitgenössische Bebauung“ des Areal wären, möchte FDP Stadtrat Jan Mücke jedoch fragen ob das „das Grundstück des ehemaligen „alten Gewandhauses“ gegenüber der Frauenkirche von einem Hochbau frei zu halten?“ sei.
So weit, so langweilig wäre da nicht die pikante und vor reaktionärer Dresdner Schwülstigkeit kaum zu überbietende Begründung gegen die Bebauung:

Das Herz unserer Stadt blutet. Das Herz unserer Stadt wurde verwüstet und bis auf die Grundmauern zerstört und steht heute wieder vor einem zarten Aufwuchs. Rund um unsere mächtige Frauenkirche entsteht wieder ein Platz, ein Ort, den wir alle in unseren Herzen tragen und den wir weiter hegen und pflegen. Wir alle, alt wie jung, spüren diese Unvergleichkeit und makellose Schönheit, die das Herz unserer Stadt für uns alle wieder öffnet.

Erheben Sie mit uns Ihre Stimme für den wahren Dresdner Neumarkt. Lassen Sie nicht zu, dass der Gewandhausplatz mit einem modernen Bauwerk verunstaltet wird und die noch frischen Wunden im Herzen unserer Stadt neu aufgerissen werden. Kämpfen Sie mit uns gegen die Arroganz dieser modernen Architektur, kämpfen Sie mit uns für unser historisches Zentrum, damit unser Neumarkt als das Herz unserer Stadt wieder auch in unser aller Herzen einzieht. Schließen Sie sich uns an und unterschreiben Sie mit für die Freiheit dieses Platzes, frei von jeglicher Bebauung, frei für uns als die Bürgerinnen und Bürger Dresdens.

2007-11-03

Stop the Neo-Nazi march on November 10th. 2007 in Prague

Am 10. November wollen tschechische Neonazis, anlässlich des Jahrestages der "Reichskristallnacht" durch das jüdische Viertel Prags marschieren.
Diverse gesellschaftliche Organisationen Prags, sowie die tschechische Antifa rufen zur Blockade auf:



Stop the neo-Nazi marches!

On the night of November 9-10, 1938, a devastating wave of pogroms took place against the Jewish population throughout Nazi Germany. Ninety-one people were murdered during “Kristallnacht”, so-called because of the shattered Jewish shop-windows, and thousands of others were taken to concentration camps.

On November 10, 2007, the 69th anniversary of this pogrom, Czech neo-Nazis want to march through the streets of the former Jewish Town in Prague, to “protest against the Czech participation in the war in Iraq”. The real reason behind the march is obvious. It is a public display of the strength of a movement originating from an ideology of hatred and oppression.Organisers of this march call themselves "Young National Democrats", but they are well known activists of the prominent "National Resistance - Narodni Odpor" organisation, a loose structure of the most active Neo-Nazis responsible for organising dozens of marches and public actions in the last 10 years. These Combat 18 wannabes showed their strength last time on May Day 2007 when 600 of them attempted to march through the city of Brno. This time they have come with this carefully planned provocation.

We have already stood up against such an attempt in the past when the local Neo-Nazis tried to march through the Jewish neighbourhood in 2003. They did not pass. And now we are prepared to stop them again. The authorities, the police and the populist gestures of politicians will never curtail the activities of the neo-Nazis. We believe that only day-to-day active resistance by all those who oppose neo-Nazism and any other totalitarian ideology can stop their followers.

Let’s confront the neo-Nazis together and show we aren’t indifferent to what’s happening on our streets.

The blockade of the neo-Nazi march starts on Saturday November 10, 2007 at 2:30pm at Náměstí Republiky in Prague.
Hierzu noch einige lesenswerte Links:
blokada.antifa.cz
Battle over neo-Nazi march in Prague continues
Prague to fight neo-Nazi march set for Kristallnacht anniversary