2007-10-27

Leni Riefenstahl for Dummies

Auf MEMRI.TV ist ein Ausschnitt einer kürzlich stattgefundenen iranischen Militärparade zu sehen, bei der "das islamische Schwert" einen Davidstern und eine mit einem Hakenkreuz dekorierte US Flagge durchbohrt.

via littlegreenfootballs


Oral history und Fussball

Spiegel Online betreibt seit einiger Zeit die Subseite "einestages - Zeitgeschichten auf Spiegel Online". Hier darf jedeR Interessierte seine persönlichen "Zeit"- Geschichten aufschreiben.

"einestages ist das neue Zeitgeschichte(n)-Portal von SPIEGEL ONLINE. Hier können Sie Geschichte sehen, Geschichte lesen - und Geschichte schreiben. Denn einestages macht Sie, die Leser zu Partnern in einem neuen und einmaligen Projekt: dem Aufbau eines kollektiven Gedächtnisses unserer Geschichte."
So weit, so langweilig hat sich doch das andauernde deutsche Geschwätz über die Geschichte längst zur Pflichtübung deutscher Jung- und Altjournalisten entwickelt.
Da die journalistische Recherche und redaktionelle Prüfung offenbar den VerfasserInnen weitgehend überlassen wird, wundert es kaum das es nun auch die erste "Leidensgeschichte" über den 13.Februar auf die Seite geschafft hat.
 

Eine Erika Weder darf dort unter der Überschrift "Liebe und Inferno" folgenden reaktionären Müll über ihre Nazimutti schreiben:
"Allein die Nennung der schönen alten Stadt im Osten Deutschlands ruft in vielen Menschen böse Erinnerungen hervor. Die Bombardierung Dresdens in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 war wohl – nach der Ermordung von Millionen Menschen in den Konzentrationslagern – mit das Schlimmste, was dem deutschen Volk angetan wurde. Sinnloseres gab es nicht, als eine Großstadt ohne besonders "kriegsfördernde" Industrie bewusst in Schutt und Asche zu legen, immer und immer wieder Bomben auf die Trümmer zu werfen."
Wie einfach die Provokation unter Bezugnahme auf den 13.Februar gelingt bewiesen die Fans
des Leipziger Fussball Vereins "FC Lok Leipzig" mit einem Plakat welches zur Mobilisierung der
eigenen Anhängerschaft zu einem Spiel gegen die zweite Mannschaft von "Dynamo Dresden" in der
Idiotenliga (5. oder 6. Klasse?) aufrief:

  

Die Sächsische Zeitung schäumte schon vor Wut und gab folgendes zu Protokoll:
"Hier hört jedes Verständnis auf. Wie viel Dummheit gehört eigentlich dazu, ein Plakat zu produzieren, das ankündigt, Dresden zu verwüsten, ähnlich wie es am 13. Februar 1945 geschah.

Von Fußballfans kann hier keine Rede mehr sein, denn wer wirklich Fan des Sports ist, kann nicht daran interessiert sein, Fußballspiele dafür zu nutzen, andere zu zerstören. Diese angekündigte Gewalt muss zuerst verboten werden. Am besten dieses Fußballspiel zwischen Leipzig und Dresden findet ohne Zuschauer statt.

Auch wenn solch eine Maßnahme das vor allem friedliche Publikum ungerecht träfe, ist doch diese eine Provokation für alle unzumutbar. Jene, die das Plakat produzierten, gehören vor Gericht. Fußball ist Sport, kein Krieg."
Wie viel Dummheit dazu gehört bewiesen die sonst so verhätschelten und ebenso rechten Fans des "Dynamo Dresdens" in dem sie folgendes Bildchen verbreiteten:

2007-10-24

Geschäfte mit Antisemiten

Lobend erwähnt und anerkennend dokumentiert konnte man in den letzten Tagen eine öffentliche Absage eines liberalen Dresdner Hoteldirektors an zwei NPD Kader in einigen Zeitungen, Blogs und Internetportalen lesen.

Siehe z.B. hier oder hier.

Dies mag vermutlich daran liegen, das dieses Verhalten eher eine Ausnahme ist und er sich explizit politisch aussprach, was er nicht müsste, jedoch in das "moderne Deutschland" passt.

Eine ganz normale braune, sächsische Geschichte fand weniger Aufmerksamkeit.

Das Dresdner "Antifa Recherche Team" sorgte mit einer Pressemitteilung" über eine in Radebeul bei Dresden gelegene Druckerei, die Propaganda für die NPD druckte für Aufsehen:

"Anders als bei ihrer Parteizeitung "Deutsche Stimme" stützt sich die NPD bei der Herstellung ihres umfangreichen Propagandamaterials dabei auf inländische Druckereien. Egal ob Flugblätter, Flyer, Faltblätter oder Aufkleber immer wieder kann sie sich dabei auch auf Lößnitz-Druck in Radebeul verlassen. Es wäre nicht überraschend, wenn auch die Schülerzeitung "perplex" hier gedruckt worden ist. Diese Druckerei kann ohne Umschweife als Hausdruckerei der NPD bezeichnet werden. Lößnitz-Druck ist nicht nur direkt an der Produktion neonazistischen Propagandamaterials beteiligt, sondern trägt damit auch für die massenhafte Verbreitung dieses Gedankengutes Mitverantwortung."
Nach dieser Veröffentlichung und weil sein kleines braunes Geheimnis herausgekommen war hat der Druckereibetreiber die Aufträge der NPD gekündigt.

Gleichzeitig versendete er eine E-Mail an seine Referenzkunden, wie z.B. die Frauenkirchengemeinde. Darin wehrte er sich gegen einzelne Formulierungen, polterte herum und verbreitete Verschwörungstheorien.

Die Radebeuler Ausgabe der Sächsischen Zeitung schrieb hierzu:

Zetzsche rechtfertigt sich mit Argumenten des vermeintlichen Aufrufs, denen zufolge Steuergelder für die Druckereien im Land bleiben sollten. Hier könnten die Aufträge auch besser kontrolliert werden.

„Wenn es die Regierung nicht schafft, diese Partei zu verbieten, dann können doch nicht einzelne Dienstleister bestraft werden“, sagt er. Mit dem Verzicht auf künftige Aufträge der NPD hätten die Wogen etwas geglättet werden können, gäbe es da nicht diese Erklärung.
(...)

In einer ersten Version dieses Dokuments, das unter anderem das Radebeuler Rathaus und die Dresdner Frauenkirche erhielten, begründete Zetzsche die Zusammenarbeit mit der NPD mit einer Bitte „aus den Reihen der Sächsischen Staatsregierung“. Außerdem verwies er darauf, dass auch andere Druckereien Aufträge der NPD angenommen hätten und nannte dabei das Druckhaus des SPD-Mannes Nolle.
„Ein bedauerlicher Irrtum“, sagt Zetzsche inzwischen, der diese Aussagen nicht beweisen kann. Das Schreiben hätte so nie rausgehen sollen und sei nur ein Entwurf seines Anwalts gewesen. Andere Kunden erhielten eine korrigierte Version. Doch der Ärger war da.
(...)

Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos), der selbst für die Stadt Aufträge an Lößnitz-Druck vergibt, sagte gestern nach einer Aussprache mit Zetzsche: „Ich hoffe, dass Herr Zetzsche seine Lehren aus dieser Sache ziehen wird. Am Ende muss sich jeder selbst mit dem rechten Gedankengut auseinander setzen und seine Position dazu finden.“ Vorerst werde die Stadt weiter Aufträge an Lößnitz-Druck vergeben.

2007-10-19

Erste Anklagen im Fall Mügeln

Wie der Spiegel und die Zeit melden ist gegen zwei von acht tatverdächtigen Mügelnern Anklage
erhoben wurden:



"Der Vorwurf lautet Volksverhetzung. Ein weiterer erhielt einen Strafbefehl, gegen einen vierten laufen die Untersuchungen noch. Die Ermittlungen gegen die übrigen vier wurden eingestellt.

Alle acht kamen aus Mügeln oder aus der näheren Umgebung. Sie waren Teil des Mobs von ungefähr 50 Menschen, der in der Nacht zum 19. August acht Inder vom Mügelner Stadtfest verjagte und zur Flucht in die Pizzeria trieb.

Einer der beiden vor einer Anklage stehenden Männer hat nach Angaben der ermittelnden Staatsanwaltschaft zugegeben, dass er in der Nacht ausländerfeindliche Parolen gerufen hätte. Der zweite schweigt. Ihm wird neben Volksverhetzung außerdem vorgeworfen, mit einem Stein die Glastür neben der Pizzeria eingeworfen zu haben.

Einem dritten Mann, der ebenfalls das Brüllen von rechten Parolen zugab, wurde ein Strafbefehl über 1500 Euro wegen Volksverhetzung zugestellt. Sollte er diesen nicht akzeptieren, würde Anklage erhoben und eine Gerichtsverhandlung eröffnet. Das Verfahren gegen einen 22-Jährigen sei noch nicht ganz abgeschlossen, erklärte die Staatsanwaltschaft.
"
Im übrigen findet sich im aktuellen Newsflyer des Leipziger Conne Island 
eine Kritik am Umgang autonomer AntifaschistInnen mit den Ereignissen in Mügeln.
Siehe hier: Das Problem heisst Deutschland.
 

2007-10-10

Verfolgte "Unschuld"

Eva Herrmann fliegt bei Kerner aus der Show.

Zitat:

"Ich muss lernen das man nicht über die deutsche Geschichte sprechen kann, ohne in Gefahr zu geraten"
Die ganze Posse der braunen Eva kann man in sich folgenden Videos anschauen:




2007-10-07

Deutsch-Pop aus Magdeburg

Für grossen Andrang sorgten die, bezeichnenderweise aus der Nazi- und Antiimp- Hochburg Magdeburg stammenden, Teenie-Popper "Tokio Hotel" bei ihrem Konzert in Tel Aviv.
In Israel stürmten sie die Charts mit der englischsprachigen Version ihres Songs "Durch den Monsun" und wurden nunmehr nach einer von mehreren tausend Jugendlichen unterzeichneten Petition zu einem Konzert eingeladen.



Dabei stand das Konzert unausgesprochen unter einem ganz besonderen Motto wie die Sächsische Zeitung zu berichten weiß:

„Schalom Tel Aviv. Wie geht es Euch“, rief Sänger Bill Kaulitz zum Konzertbeginn auf Hebräisch. Die Menge dankte es ihm mit tosendem Jubel und Gekreische. Die Band versprach ein „geiles“ Konzert. Das Motto: Alle Belastungen im deutsch-israelischen Verhältnis wie der millionenfache Mord an Juden zur Zeit des Nationalsozialismus werden ausgeklinkt. Nur das Verbindende, die Musik, zählt - zumindest für anderthalb Stunden.
Eine Pressekonferenz gab es jedoch nicht, was Sinn macht, wenn man bedenkt was
Sänger Bill Kaulitz auf dem Konzert und in einem Interview zum Besten gab:

„Heute ist es scheißegal, was Euch passiert ist“ und „scheißegal, was uns passiert ist“, rief der gerade 18 Jahre alt gewordene Bill auf Deutsch seinem jungen israelischen Publikum zu. Schon vorab hatte die Band in einem Interview der Hörfunkagentur dpa/Rufa gesagt: „Wir sind echt komplett unbelastet, was so die politische Seite angeht“.

2007-10-05

Zurück in die Zukunft

Besonders stilecht präsentierten sich am 03.Oktober einige Deutsche auf einem Oldtimertreffen auf dem sächsischen Schloss Augustusburg nahe Chemnitz. Einem Kommentar der "Freien Presse" ist folgendes zu entnehmen:

"Skandalöse Oldtimer

Beim Oldtimertreffen auf Schloss Augustusburg konnte nichts schief gehen. Die Veranstaltung wurde "bestens abgesichert". Eine Einheit der Division "Großdeutschland" war aufgefahren.
Erkennbar durch Uniformen mit "Großdeutschland"-Armbinden, "GD"-Schulterstücken und Totenkopfzeichen patroullierten sie mit aufgeschultertem Maschinengewehr mehrere Stunden über das Schlossgelände.
(...)

Der Wehrmachtsverband "Großdeutschland" existierte von 1939 bis fast zum Kriegsende.  Zu den Kriegsverbrechen, die dieser Verband mitzuverantworten hatte, gehört das Massaker von Pancevo in Jugoslawien im April 1941. Als Vergeltung wurden damals 32 Einwohner im Auftrag der SS an einer Friedhofsmauer aufgereiht und erschossen. Durch Fotos ist diese "Maßnahme" dokumentiert worden.

Solche Auftritte fallen nicht in das Ressort des Verfassungsschutzes, denn Uniformen, Uniformteile und Abzeichen dieser Wehrmachtseinheit dürfen öffentlich gezeigt werden
(...)

Vom Schloss Augustusburg hieß es dazu, man habe in der Vergangenheit immer wieder versucht einzuschreiten. Gesonderte Auflagen seien aber nicht durchsetzbar."
Der Artikel ist derzeit leider nur als Scan verfügbar:

2007-10-01

Das war das Mügelner Volksfest

Auf der Website der Stadt Mügeln findet sich eine interessante chronologische Sammlung der Geschichte der Stadt die nicht unerwähnt bleiben soll.
 
Hier sind, kommentarlos, und unter der Überschrift "...eine tausendjährige stellt sich vor" Abschriften aus Orginaldokumenten hinterlegt, die über die Entwicklung der Stadt Aufschluss geben.
 
Nicht das sich hier in der Vergangenheit Besonderes abgespielt hätten - bekannt ist das Nest ja erst seit der rassistischen Hetzjagd im August 2007 - allerdings lohnt es sich immer genau hinzuschauen, wenn sich Heimatvereine um die Darstellung der Geschichte bemühen und wie diese kommentiert wird.

So findet sich hier zwar keine einziger Kommentar oder eine zusammenhängende Erzählung der Stadtgeschichte, allerdings eine Füllle von Meldungen aus dem nationalsozialistischen Mügeln, die von der volksgemeinschaftlichen "Idylle" erzählen.

Besonders bemerkenswert, weil heute im aktuellen Kontext sehr zynisch, ist folgendes Dokument über das Mügelner Volksfest von 1939:

Das war das Mügelner Volksfest

Unser Mügelner Volksfest 1939 liegt nun hinter uns. Wie nach jedem Fest, so zieht man auch zum Volksfest die Bilanz. Ohne zu übertreiben: Man darf wohl mit vollem Recht von einem guten Verlauf dieser Veranstaltung in jeder Hinsicht sprechen.

Die Vorbereitungen sprachen schon an sich dafür, dass alles klappen würde. Und so war es denn auch. Die Organisation war mustergültig, so dass es daran nicht zu rütteln gibt. Hauptausschuss und Unterausschüsse waren mit ganzen und vereinten Kräften am Werke, ihnen zur Seite standen 117 Volksgenossinnen und Volksgenossen, die den Losverkauf und die Tombolagewinn –Ausgabe übernahmen.

Für die Absperrung und den Saaldienst sorgte die Feuerwehr, während das Deutsche Rote Kreuz, Bereitschaft Mügeln, den freiwilligen Hilfsdienst übernommen hatte. All den freiwilligen Helfern, die sich der Veranstaltung zur Verfügung gestellt haben, auch an dieser Stelle herzlichen Dank!
(...)

So feierten wir das Mügelner Volksfest in der echten, alles umspannenden Volksgemeinschaft. Die beiden Tage gaben uns wahre Freude und ließen uns den Alltag einmal kurz vergessen. Aus dieser Festesfreude aber wollen wir von neuem Kraft und Stärke für unser alltägliches Wirken geschöpft haben und die Gewissheit hinnehmen, dass doch ein schöner Sinn in unserem Mügelner Volksfeste liegt, das altes Brauchtum zu neuen Leben erweckte, ein Brauchtum, das in der Heimat wurzelt und das uns nunmehr zu einem feststehenden Begriff geworden ist: Mügelner Volksfest!
(...)

Programmgemäß um 17 Uhr setzte dann das bunte Treiben auf dem Marktplatze ein. Fast ununterbrochen erfreute die Kapelle Grüneberg mit ihren munteren Werken, während die Losverkäuferinnen in Aktion traten. Die Jugend nahm die Gelegenheit des Stangenkletterns wahr, gab es doch dort oben in schwindelnder Höhe recht nette Preise für den mutigen Kletterer zu erhaschen.
Die Erwachsenen aber fanden u. a. auch Kurzweil an den Schießbunden, die immer stark umlagert waren. Riesigen Absatz erzielten aber auch schon am Sonnabendnachmittag die Würstchenbuden und übrigen Verkaufsstände.
(...)

Als Vertreter der Stadt sprach hierauf der Bürgermeister Bg. Albrecht. Er entbot zunächst allen seinen Gruß, der insbesondere den Landsleuten aus der Ferne galt
Einmal im Jahre aber wolle man nach ernster Arbeit auch frohe Stunden begehen. Und das sei der Zweck des Volksfestes, denn gerade ein solcher Tag sei dazu berufen, froh zu sein in der großen Gemeinschaft aller.
Volksfeste werden auch in Zukunft all jährig gefeiert werden. Eine besondere Stellung hierbei wird das kommende Volksfest 1940 einnehmen, das im Zeichen der 10 – Jahres – Feier der NSDAP, Ortsgruppe Mügeln, stehen wird.
(...)

Auf dem Podium des Festplatzes hatte sich inzwischen die HJ. Eingefunden, die mit frohen und heiteren Gesängen aufwartete, wie andererseits der Turnverein mit besonderen Übungen überraschte. Um 19 Uhr – ununterbrochen wogte das fröhliche Treiben weiter – startete im Ratskeller – Saale das berühmte Kakadu – Kabarett.
Brechend voll war der Saal, dessen Balken sich vor Lachen der Besucher bogen, während im Hirsch – Saale nochmals Hölzigs Puppenspiele lustige Aufführungen für die Erwachsenen darboten. Auch hier war ein äußerst starker Zuspruch zu verzeichnen.

Nach Beendigung dieser Aufführungen fanden sich die Tanzlustigen in den Sälen des „Ratskeller“ und „Roter Hirsch“ zu frohen Stunden zusammen.

Offiziell klang das in allen Teilen Wohlgelungene MV mit dem Brillantfeuerwerk, das vor dem Rathaus abgebrannt wurde, den beiden kurzen Ansprachen der Bgg. Weber und Albrecht und dem Gesang der beiden Nationallieder aus.

Mügelner Tagesblatt 03.07.1939